The Bay
Lochau
Am Yachthafen 1
Mai. 2023 - Aug. 2023




Lochau ist ein Dorf mit 6645 Einwohnern, eingebettet zwischen dem Bodensee und den Pfänderhügeln in der Region Bregenz, Österreich. Die einzigartige Landschaft dieser Region wurde durch Architektur in traditioneller Holzbauweise geprägt. Kerngedanke des Projekts ist es, Räume zu schaffen, die einen direkten Bezug zu ihren Bewohnern haben. Das Zentrum von Lochau ist eingebettet in eine Wiesenlandschaft.  Der Ort liegt am Schnittpunkt verschiedener Straßen - zwischen Lindau (D) und Bregenz (A). Der Mobilitätskorridor (Pipeline, Bahntrasse und L190) trennt die Stadt vom Hafengebiet. Der öffentliche Raum am Projektstandort besteht aus dem Bahnhof, der Fähre mit Gastronomie, dem Hafengebäude und einem Spielplatz. Das Ziel unserer Architektur ist es, einen Ort zu schaffen, der die Menschen darin unterstützt, sich um die Zukunft zu kümmern. Caring Architecture geht über Nachhaltigkeit hinaus. Es geht um das Zusammenspiel von unzähligen Dingen und Lebewesen. Sie berücksichtigt auch, wie ein Bauwerk oder ein Raum in der Zukunft repariert, restauriert oder erhalten werden kann. Die gebaute Umwelt kann nicht vom sozialen, kulturellen oder politischen Gefüge isoliert werden. Die Nähe von Lebewesen und Dingen macht den Raum lebenswerter. In der Stärkung der Wahrnehmung für die Natur sehen wir ein großes Potenzial für eine nachhaltige Zukunft. Unsere Antwort ist eine große Plattform, die sich von der Fähre bis zum Hafengebäude erstreckt. Die Pfahlkonstruktion und Horizontalität erinnert an den Bodensee. Der Raum zwischen der Fähre und dem Hafengebäude erinnert an eine Tenne und spiegelt den Übergangsraum zwischen Innen und Außen wider. Im unteren Bereich dient die Plattform als Schattenspender, durch den das Licht sanft einfällt. Oben beherbergt die Plattform Funktionen, die halböffentlich sind. Die Plattform ist keineswegs fertig, sie steht als Ausgangspunkt und ist strukturell so konzipiert, dass bei wachsendem Raumbedarf zusätzliche Volumen darauf platziert werden können. Sie ist kein Dach, sondern eine Struktur, die genutzt, bespielt und besetzt werden will. Die Fähre als historisches Artefakt wird zum Gemeindezentrum am Lochauer Seeufer. Sie wird von ihrer kommerziellen Nutzung als Restaurant befreit und in ihren ursprünglichen Zustand zurückversetzt. Durch die minimalen Eingriffe wird die Fähre zu einem offen nutzbaren und unbestimmten Raum. Die Einwohner von Lochau können dort Symposien, Konzerte, Ausstellungen, Märkte usw. abhalten. So wie die Fähre ein Kommunikator zwischen Lochau und Meersburg war, ist sie nun ein Kommunikator zwischen dem Lochauer Seeufer und dem Dorf. Das Hafengebäude bietet aufgrund seines auskragenden Daches und seines breiten Fundaments mehr Platz als derzeit genutzt wird. Dieses Potenzial wird genutzt und das Gebäude wird verdichtet. Alle nicht tragenden Wände werden entfernt und durch Stampflehmwände an den Außenkanten von Dach und Fundament ersetzt. Das Raumpotenzial wird so optimal genutzt und kann aufgrund seiner neuen Größe sowie der Erweiterung auf der Plattform alle gewünschten Nutzungen aufnehmen. Zum See hin wird das Gebäude durch eine Terrasse erweitert. Klappläden ermöglichen im Sommer eine Sonnenterrasse und im Winter einen lichtdurchfluteten Wintergarten. So ist der Raum zu keiner Jahreszeit leer. Das Restaurant bietet ausschließlich Produkte aus der Region Lochau an, die auch von Touristen im Dorfladen im Obergeschoss gekauft werden können. Alle Gegenstände, wie Möbel, Besteck und Geschirr, werden speziell für Lochau entworfen und entwickelt. Die Ausführung aller Produkte erfolgt im Dorf. Dadurch werden sowohl das Handwerk als auch die Produktion gestärkt. Das Restaurant dient nicht nur der Bewirtung, sondern auch als Schaufenster für das, was die Lochauerinnen und Lochauer können.

Zusammen mit: Neslihan Kiran, Lukas Kochendörfer, Fabien Stoque